Teilen

Geschichte und Identität: Welche Rolle haben die Schulen in Deutschland?

Unter anderem mit Prof. Dr. Wolfgang Meseth (Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der GoetheUniversität Frankfurt), Dr. Türkân Kanbıçak (ehem. Leiterin des Projekts „Museum goes school“ des Jüdischen Museums Frankfurt) und Aladin Attala (deutschpalästinensischer Vater) und Shai Hoffmann (Künstler und Aktivist)

Moderation: Rosemarie Tuchelt (ehemals Hessischer Rundfunk)

Themenabend
11. März 2025, 19:00 Uhr
Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt a.M.

in Präsenz vor Ort und im Youtube-Livestream

 

Zum Thema

Die Terroranschläge der Hamas am 7. Oktober 2023 und der Gaza-Krieg in der Folge haben zu unermesslichem Leid geführt. Die Ereignisse haben auch Rückwirkungen auf die deutsche Gesellschaft, in der unterschiedliche, jeweils historisch geprägte Perspektiven aufeinandertreffen: etwa die der Nachkommen der Tätergeneration, die der Opfer des Nationalsozialismus (insbesondere der jüdischen Bevölkerung, aber auch etwa der polnischen, russischen oder italienischen Einwanderer) oder aber die von Einwanderern arabischer Herkunft. Dies wirft Fragen nach der nationalen Erinnerungskultur und der Rolle von historischen Erfahrungen und unterschiedlichen kollektiven Gedächtnissen für die Ausbildung einer staatsbürgerlichen Identität auf. Schulen scheinen dieser Superdiversität kaum gewachsen. Inwiefern muss sich das Bildungssystem verändern, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden?

Bild: Roman Krafft (auf Unsplash.com)

Die Podiumsgäste

Prof. Dr. Wolfgang Meseth

Wolfgang Meseth ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erziehung, Politik und Gesellschaft am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach seiner Promotion im Jahr 2004 arbeitete er von 2005 bis 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Der Umgang mit den Paradoxien politisch-moralischer Erziehung" am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt. Nach weiteren Stationen wurde er 2013 Professor für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt „Bildung und Heterogenität“ (W2) an der Philipps-Universität Marburg. Im April 2021 wechselte er an die Goethe-Universität. Seine Arbeitsschwerpunkte dort sind unter anderen Inklusions- und Heterogenitätsforschung, Erziehung nach Auschwitz und Gedenkstättenpädagogik.

Thematisch relevante Veröffentlichungen:

Historisch-politische Bildung zwischen Antisemitismus- und Rassismuskritik. Erziehungswissenschaftliche Perspektiven. In: Mendl, Meron (Hrsg.): Singularität im Plural. Kolonialimus, Holocaust und der zweite Historikerstreit. Weinheim: Belz/Juventa, S. 87-99

Meseth, Wolfgang, Thimm, Susanne (2023): Postkolonialismus – Rassismus – Antisemitismus. Neue Herausforderungen einer „Erziehung nach Auschwitz“. In: Informationen. Wissenschaftliche Zeitschrift des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945. Themenheft „Erinnerungskultur“, Nr. 97, Jg. 47, S. 3-8

Meseth, Wolfgang (2019): Nachholende Universalisierung. Der pädagogische Umgang mit der NS-Geschichte zwischen transnationaler "Holocaust-Education" und nationaler "Erziehung nach Auschwitz". In: Andresen, S./Nittel, D./Thompson, Chr. (Hrsg.): Erziehung nach Auschwitz bis heute. Aufklärungsanspruch und Gesellschaftsanalyse. Frankfurter Beiträge zur Erziehungswissenschaft. Frankfurt, Goethe-Universität, S. 465-483

Dr. Türkân Kanbıçak

Dr. phil. Türkân Kanbıçak ist Lehrerin und Erziehungswissenschaftlerin mit den Arbeitsschwerpunkten antisemitismus- und rassismuskritische Bildungsarbeit. Sie ist seit 2011 am Jüdischen Museum Frankfurt und hat die kulturellen Bildungsprogramme zur antisemitismuskritischen Extremismusprävention „AntiAnti – Museum Goes School“ und „Wahrheiten und Narrheiten“ entwickelt.

Foto: Jüdisches Museum Frankfurt

Aladin Atalla

Aladin Atalla ist Marburger mit Wurzeln in Gaza und hat einen Teil seiner Kindheit in Gaza verbracht. Beruflich beschäftigt er sich mit der Entwicklung von KI-Apps. Im aktuellen Gaza-Krieg hat Atalla viele seiner Familienmitglieder verloren. Einige Verwandte hat er bei sich aufnehmen können.

Foto: privat

Shai Hoffmann

Shai Hoffmann ist Sozialunternehmer und Aktivist. Als Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft im Wandel UG realisiert er aktivistische sowie politische Bildungsprojekte. Er initiierte die Israel-Palästina-Bildungsvideos und fuhr im Bus der Begegnungen vor der Bundestagswahl 2017 durch Deutschland, um ins Gespräch zu kommen. Nach dem 7.10.2023 initiierte Hoffmann zusammen mit Jouanna Hassoun das Projekt Trialoge, bei dem sie deutschlandweit in Schulen mit Schüler:innen über ihre Gefühle zum Krieg in Israel und Gaza sprechen. Er ist Moderator des Podcasts „Über Israel und Palästina sprechen“ und initiierte das gleichnamige Tiny House, um auf öffentlichen Plätzen geschlossene, mutige Räume zu schaffen, um mit Menschen in den Dialog über den Nahostkonflikt zu kommen.

Foto: Steve Herud

Rosemarie Tuchelt

Rosemarie Tuchelt studierte Deutsch, Geschichte und Politikwissenschaft in Köln und Marburg. Von 1986 bis 2024 arbeitete sie beim Hessischen Rundfunk, insbesondere für hr2-Kultur, als Moderatorin und Redakteurin der aktuellen Kultursendungen sowie als Moderatorin der Gesprächssendung hr2-Doppelkopf.

Bild: Ralf Keidel