Die Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft

1816

Gesellschaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften

Die Polytechnische Gesellschaft wurde in Frankfurt von 32 Personen aus dem Bildungsbürgertum unter dem Namen „Frankfurtische Gesellschaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften“ im Geiste der Aufklärung gegründet, darunter u.a. der Pädagoge Adolph Diesterweg und der Bankier Simon Moritz von Bethmann. Im Fokus des Gesellschaftszwecks lag die Wissensvermittlung. Johann Heinrich Moritz Poppe wurde zum ersten Präsidenten der Gesellschaft gewählt. Neben Johann Wolfgang von Goethe waren auch Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein, Justus von Liebig und Friedrich Wöhler Ehrenmitglieder der Gesellschaft. Bereits im Jahr 1817 gab es rund 80 ordentliche Mitglieder. Heute hat der Verein rd. 370 Mitglieder (Stand: 2025)

Die Biene ist das Wappentier der Polytechnischen Gesellschaft. Sie gilt seit der Aufklärung als das Symboltier für Fleiß und Gemeinschaft.

1818

Vortragsreihe

Die Polytechnische Gesellschaft veranstaltete erste öffentliche Vorträge. Sie setzte von Anfang an große Hoffnung in die „belehrende Kraft“ des Vortrags und die Befreiung der Menschen von geistiger Abhängigkeit und Unwissenheit. Im Zeichen der Aufklärung legte die Polytechnische Gesellschaft großen Wert auf eine Reform des Bildungswesens.

Vortragsveranstaltungen standen von Beginn an im Blickpunkt der Gesellschaft; so fanden 1824 bereits ein dutzend Vortragsabende zu verschiedenen Themen wie Bergbau, die Gasarten oder die Naturgeschichten der Pferde statt.

1822

Frankfurter Sparkasse 1822

Die Polytechnischen Gesellschaft gründete die Frankfurter Sparkasse von 1822 als Tochterinstitut, um so genannten „unbemittelten“ Personen wie etwa Dienstboten (Geringverdiener) und Handwerkern die Möglichkeit zu geben, ihre Ersparnisse sicher anzulegen und so Kapital für Notzeiten und das Alter über ein Sparbuch anzusammeln.

1837

Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte

Gründung der Blindenanstalt, seit 2007 Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, um blinden und sehbehinderten Menschen die aktive und selbstbestimmte Beteiligung am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. 1874 wurde das Blindenheim Adlerflychtstraße 8 - 12 als Blindenschule, Blindenarbeitsbetrieb und Altersheim eingeweiht. 1940 wurde die Blindenanstalt in eine Stiftung mit eigener Rechtspersönlichkeit umgewandelt, um sie vor dem Zugriff des NS-Regimes zu bewahren. Sie ist das älteste Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft.

1846

Wöhler-Stiftung

Gründung der Wöhler-Stiftung, benannt nach dem langjährigen Präsidenten August-Anton Wöhler, zur Ausbildung junger Leute für den Gewerbe- und Handelsstand“ als eine Vorläuferorganisation der heutigen Berufsschulen. Seit 2007 hat sich das unselbständige Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft in verstärktem Maße um die schulische und berufliche Ausbildung verschrieben; namentlich sollte das Bildungsangebot der nach dem verdienten Präsidenten benannten Wöhlerschule mit dem Schwerpunkt auf Naturwissenschaften und Musik gefördert werden. Die Wöhler-Stiftung wurde zum 31.12.2023 aufgelöst und das Vermögen in die Polytechnische Gesellschaft überführt.

1877

Kunstgewerbeverein

Mitglieder der Polytechnischen Gesellschaft und andere Frankfurter Bürger gründeten am 25. März den Mitteldeutschen Kunstgewerbeverein, heute Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main. Dieser setzte sich zum Ziel, die schöpferische Entfaltung bei der Gestaltung gewerblicher Produkte zu fördern. 1878 nahm die Polytechnische Gesellschaft den Kunstgewerbeverein als Tochterinstitut in die polytechnische Familie auf. Heute ist der Kunstgewerbeverein in der Historischen Villa Metzler beheimatet, die 2008 nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet wurde.

1914

Goethe-Universität Frankfurt am Main

Mit Unterstützung der Polytechnischen Gesellschaft wurde die heutige Goethe-Universität unter dem Namen Königliche Universität zu Frankfurt am Main als erste deutsche Stiftungsuniversität der Neuzeit gegründet. Die Gründung geht wesentlich auf das Engagement des Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes zurück; Unterstützer fand er unter anderem bei dem Gründer der Metallgesellschaft Wilhelm Merton und weiteren Bürgern, insbesondere jüdischer Herkunft, die Geld für eine höhere Bildungsanstalt spendeten.

1937

Institut für Bienenkunde

Gründung des Instituts für Bienenkunde, das seit 1963 zusammen mit der Goethe Universität geführt/unterhalten und finanziert wird. Ganz im polytechnischen Sinne verbindet es naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit praktischer Bienenhaltung. Im Jahr 2007 wurde das Bieneninstitut an den Fachbereich Biowissenschaften der Goethe Uni angegliedert mit dem neuen Forschungsschwerpunkt Zellbiologie und Neurowissenschaften. Die Polytechnische Gesellschaft richtete eigens eine Stiftungsprofessur hierfür ein. Eine weitere Aufgabe des Bieneninstituts ist die Ausbildung von Imkern und Naturwissenschaftlern sowie die Aufklärung der Öffentlichkeit über die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der Bienen in Form von Vorträgen und Führungen für Erwachsene und Kinder.

1957

Kuratorium Kulturelles Frankfurt

Engagierte Bürger gründeten den gemeinnützigen Verein Kuratorium Kulturelles Frankfurt. Er ist seit 1961 ein selbständiges Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft mit dem Zweck, Volksbildung und Wissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte und Gegenwart der Stadt Frankfurt am Main zu fördern. Mit seinen Veranstaltungen widmet sich der Verein auch zukünftig aktuellen Fragen städtischer Lebenskultur. Die „Kulturellen Kurznachrichten“ des Kuratorium Kulturelles Frankfurt bieten einen Leitfaden durch die bunte Frankfurter Kulturszene.

1959

Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e.V.

Gründung des Vereins zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e.V. durch die Frankfurter Sparkasse 1822 und der Polytechnischen Gesellschaft als selbständiges Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft. Das Ziel ist es, junge Künstlerinnen und Künstler durch seine lebendige Konzertreihe zu fördern. Pro Saison finden zahlreiche Konzerte im Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse sowie in Schwalbach, Bad Vilbel und Friedrichsdorf statt. Diese rege Konzerttätigkeit ist dank einer engen und seit Jahren erfolgreichen Kooperation zwischen der Polytechnischen Gesellschaft und der Frankfurter Sparkasse möglich.

2005

Gründung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft

Im Februar 2005 verkauften die Polytechnische Gesellschaft und die Stadt Frankfurt ihre Anteile an die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die seitdem 100 % der Aktien der Frankfurter Sparkasse hält. Die Polytechnische Gesellschaft brachte ihre Verkaufserlöse in eine Stiftung ein, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Sie dient als „Werkbank“ für die Frankfurter Stadtgesellschaft und ist „operativer Arm“ der Polytechnischen Gesellschaft mit einem Stiftungsvermögen von EUR 397 Mio.

2016

Jubiläum

Die Polytechnische Gesellschaft feierte ihr 200jähriges Bestehen.

2021

Neubau Institut für Bienenkunde

Seit über 80 Jahren hat das Institut für Bienenkunde seinen Sitz in Oberursel. Da das aus einem Einfamilienhaus in den 1950er-Jahren entstandene Institutsgebäudeensemble den heutigen Notwendigkeiten und Arbeitsabläufen von Wissenschaft und Imkerei lange nicht mehr entspricht, hat sich die Polytechnische Gesellschaft in enger Absprache mit der Stadt Oberursel zu einem Neubau des Instituts für Bienenkunde mit großem Garten entschlossen. Es soll auch weiterhin die Schnittstelle für universitäre Grundlagenforschung und praktischer Bienenhaltung sein und ist vor Ort nicht nur durch den Honigverkauf bei Groß und Klein beliebt. So können sich nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Bienenvölker, sondern hoffentlich auch die Anwohnerschaft über ein ästhetisches und modernes, nachhaltig konzipiertes und bienengerechtes Bauwerk mit einem ökologisch wertvollen großen Vogel- und Insektengarten freuen. Einzug und Fertigstellung der Außenanlagen sind für 2025 geplant.

2024

Frankfurt Next Generation

In der gemeinsam mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft getragene Initiative Frankfurt Next Generation (FNG), war die Frankfurter Stadtbevölkerung dazu eingeladen, Ideen und konkrete Vorschläge für eine nachhaltige Stadtentwicklung einzubringen. Insgesamt haben etwa 12.000 Teilnehmer in der Umfrage „ihren Senf dazu gegeben“, in dem sie beschrieben, wie sie sich „ihr“ Frankfurt der Zukunft vorstellen.

2025

Jubiläum der Stiftung Polytechnische Gesellschaft

Die Stiftung Polytechnischen Gesellschaft feiert ihren 20. Geburtstag.